BENCHMARKING FÜR KLAUENGESUNDHEIT UND LAHMHEIT BEI ÖSTERREICHISCHEN MILCHKÜHEN

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ANALYSE VON VERBESSERUNGSPOTENTIALEN FÜR BETRIEBE, UM DIE TIERGESUNDHEIT ZU VERBESSERN UND WIRTSCHAFTLICHE VERLUSTE ZU MINIMIEREN

© Hausegger

Benchmarking ist ein Bewertungsprozess, bei dem eine Einheit (Betrieb) mit einer Vergleichsgruppe und den „Klassenbesten“ verglichen wird, um Unterschiede zwischen den jeweiligen Einheiten zu erkennen, etwaige Schwachstellen zu identifizieren und bestehende Prozesse zu verbessern. Benchmarking wird bereits zur Bewertung von Leistungsunterschieden im Rinderherdenmanagement und auch in Fragen des Tierschutzes verwendet.

In D4Dairy wurde nun auch ein Benchmarking System für Lahmheit und Klauengesundheit bei österreichischen Milchkühen entwickelt. Die umfassende Betrachtung der Klauengesundheit auf Herden- und Tierebene ist für eine langfristige züchterische Verbesserung von großem Interesse. Zudem ermöglicht der Vergleich der Klauengesundheit am eigenen Betrieb mit Betrieben mit ähnlichem Leistungsniveau, ähnlicher Kuhzahl und gleicher Rasse die Analyse von Verbesserungspotentialen für den eigenen Betrieb.

Einen umfassenden Überblick zum Thema Klauengesundheit liefert auch die online zum Download verfügbare ‚Klauengesundheitsbroschüre‘, bei deren Erstellung D4Dairy mitgewirkt hat: (https://d4dairy.com/de/news-details/d4dairy-wirkte-bei-erstellung-der-klauengesundheitsbroschuere-mit.html).

Als Datengrundlage für die Erstellung des Benchmarking-Systems dienten die im Rahmen des Projektes ‚Klauen-Q-Wohl‘ von professionellen Klauenpfleger:innen elektronisch dokumentierten Klauengesundheitsdaten von Kühen aus 512 österreichischen Milchviehbetrieben und die im Rahmen von ,D4Dairy‘ durch speziell geschulte LKV Mitarbeiter:innen regelmäßig erhobenen Gangbildbeurteilungsdaten von 99 österreichischen Milchviehbetrieben.

Um die Klauengesundheit zu beschreiben, wurden als wichtige Leistungsindikatoren der Mittelwert, Median und die 10-, 25-, 75- und 90-Perzentile der Inzidenzrate von Lahmheiten, die Inzidenzrate von 13 bestimmten Klauenläsionen und die jährliche Ausmerzungsrate aufgrund von Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen verwendet. Für die Berechnung dieser Kennzahlen wurden nur validierte Datensätze verwendet. Besonders hervorgehoben werden Befunde, die immer mit Schmerzen für die Kühe verbunden sind, die sogenannten Alarmbefunde. Das Benchmarking zeigt, dass zwischen den 10% der besten (10 Perzentil) und schlechtesten (90 Perzentil) Betrieben sehr deutliche Unterschiede zu erkennen sind und somit enormes Verbesserungspotential besteht. So kommen Alarmbefunde im 10 Perzentil nur bei 6,3% der Kühe vor, während sie im 90 Perzentil bei 62,2% zu finden sind. Bei den besseren 50% der Betriebe müssen keine Kühe aufgrund von Klauen und Gliedmaßenerkrankungen ausgemerzt werden, während das im 90 Perzentil bei 24,4% notwendig ist.

Das im Rahmen des Projekts ‚D4Dairy‘ entwickelte Benchmarking-System für Klauengesundheit wurde im transnationalen Rinderdatenverbund (RDV) in das bereits bestehende Programm ‚LKV Herdenmanager‘ integriert, welches einen Vergleich von Eutergesundheit, Fruchtbarkeit und nun auch Klauengesundheit im Betrieb ermöglicht. Es steht somit allen teilnehmenden Landwirt:innen zur Verfügung und kann sie auch im Gespräch mit Expert:innen (Berater:innen, Tierärzt:innen) unterstützen.

Das entwickelte Benchmarking für Klauengesundheit und Lahmheiten kann die Analyse des Verbesserungspotenzials für den eigenen Betrieb unterstützen, die Landwirtinnen und Landwirte zu Verbesserungen anregen und so dazu beitragen, das Tierwohl zu verbessern und wirtschaftliche Verluste infolge lahmer Kühe zu minimieren.

Kontakt: Ao.Univ.Prof.Dr. Johann Kofler, Vetmeduni Vienna, Johann.Kofler@vetmeduni.ac.at

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