Erstes D4Dairy Jahresmeeting fand am CSH statt
von Franz Steininger (Kommentare: 0)
Nahezu alle 44 Projektpartner aus Wissenschaft und Wirtschaft waren zum 1. Jahrestreffen von D4Dairy am 22.5.2019 ins CSH nach Wien gekommen. Der Präsident des CSH und diesjähriger Gastgeber des Treffens, Univ.-Prof. DDr. Stefan Thurner, stellte die Aufgaben des CSH vor. „Derart große Datenmengen zu verarbeiten, zu analysieren und dann sinnvolle Prognosen zu machen, im Sinne von n=all, gehört zu den wesentlichen Aufgaben des CSH. Über das Projekt D4Dairy können wir über die Zusammenführung der Daten aus den verschiedensten Bereichen, komplexe Analysen durchführen und Zusammenhänge aufspüren. Die Vielzahl der Daten erlaubt es uns, vielleicht unerwartete Zusammenhänge zu erkennen. Im besten Fall lassen sich neue Parameter zur Früherkennung von Krankheiten und Krankheitsverläufen erkennen, sozusagen eine Gesundheitsvorsorge bei Rindern. Wir können eventuell so etwas wie ‚personalized medicine‘ für Kühe machen, und das mit weitaus besseren Daten als beim Menschen“, so der Wissenschaftler des Jahres 2017.
2 Areas, 9 Projekte
Um ein derart umfassendes Netzwerk gut strukturiert abzuarbeiten, ist dieses Projekt unter Konsortialleiterin Dr. Christa Egger-Danner in zwei Teilbereiche, den sogenannten Areas, gegliedert, die einerseits von Priv.-Doz. Dr. Birgit Fürst-Waltl (BOKU, Institut für Nutztierwissenschaften) und andererseits von Univ.-Prof. Dr. Thomas Wittek (VetMedUni Wien, Universitätsklinik für Wiederkäuer) geleitet werden. Die Areas selbst sind wiederum in neun Teilprojekte gliedert. Jedem Teilprojekt wurde bei der Präsentation des aktuellen Projektfortschrittes Zeit eingeräumt, um einen aktuellen Überblick zu erhalten. Die neun Teilprojekte umfassen die Bereiche Digitalisierung, Datenintegration, Aufbau von Schnittstellen, Online-Tools zur Verbesserung des Herdenmanagements, Förderung von Maßnahmen zur Verringerung des Antibiotikaeinsatzes, Big Data Analysen zur Früherkennung von Krankheiten über genetische Marker oder Infrarot-Spektraldaten aus der Milch, Auswirkungen des Stallklimas auf Leistung, Gesundheit und Tierwohl, Weiterentwicklung im Bereich der Genetik und Genomik, Nachweis von Mykotoxin in Futtermitteln und Auswirkung auf Milchleistung und Fruchtbarkeit, den Bereich Datenschutz sowie der Bereich Wissenstransfer, um die Forschungsergebnisse einer breiten Basis zur Verfügung zu stellen.
Mit der mobilen App „Elektronisches Medikamentenbuch“ hat der Landwirt die Informationen zur Arzneimitteldokumentation und den Wartezeiten seiner Tiere jederzeit im Blick. Ab Herbst dieses Jahres wird die App für die Rinderbauern zur Verfügung stehen. Foto: ZAR
Pansenboli dienen dazu, wertvolle Informationen wie PH-Wert, Temperaturüber die Vorgänge direkt im Pansen zu erfassen. Foto: smaXtec
Es gibt eine Reihe von verschiedenen Sensoren, die zB Informationen zur Wiederkauaktivität oder Steh- und Liegezeiten aufzeichnen und so wertvolle Hinweise auf Brunst, Kalbetermin oder mögliche Gesundheitsstörungen frühzeitig liefern. Das Bild zeigt das System von SCR by Allflex. Foto: ZAR
Das soll erreicht werden
„Um den Mehrwert für den Bauern zu erzielen, ist es ein wesentliches Ziel von D4Dairy, Informationen entlang der Wertschöpfungskette Milch zu vernetzen und Synergien für alle beteiligten Projektpartner zu generieren. Verbesserte Kommunikation und Datenaustausch zwischen Systemen am Betrieb und externen Daten hat als Ziel, dass jeder Datensatz nur jeweils einmal erfasst werden muss. Durch die Datenzusammenführung und über komplexe Analysen sollen neue und umfangreiche Erkenntnisse auf Tiergesundheit und Tierwohl gewonnen werden“,soDr. Christa Egger-Danner(ZuchtData), Leiterin des D4Dairy-Konsortiums. Für derartige Datenmengen ist der Wiener Complexity Science Hub (CSH) gefragt, um Nutzen aus den umfangreichen Informationen zu generieren. Das soll neue und bessere Parameter für die Zucht liefern, die dann wiederum in die Zuchtwertschätzung einfließen sollen. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen bessere Werkzeuge zur Früherkennung von Krankheiten und die Optimierung des Herdenmanagements (Fütterung ...) liefern, die dem Landwirt mittels praktikabler Softwaretools zur Verfügung gestellt werden. So kann sich die österreichische Landwirtschaft mit ihren Stärken, wie einer hohen Tiergesundheit, einem geringen Antibiotikaeinsatz sowie ökologischem Fußabdruck, im internationalen Markt positionieren.
Referentinnen und Referenten
Stefan Thurner
Stefan Thurner (Complexity Science Hub- CSH – MedUni Wien, österreichischer Wissenschafter des Jahres 2017) stellte als Gastgeber des diesjährigen D4Dairy-Jahrestreffens einerseits die Aufgaben des CSH und andererseits Ergebnisse aus der Komplexitätsforschung der vergangenen Jahre.
Franz Papst
Franz Papst (Technische Universität Graz, Institut für Technische Informatik), präsentierte Ansätze zur Integration verschiedenster Daten in eine gemeinsame Datenbank.
Elisabeth Quendler
Elisabeth Quendler (BOKU, Institut für Landtechnik), zeigte Möglichkeiten der Optimierung von Arbeitsabläufen und automatischen Prozessen in Milchviehbetrieben auf.
Franz Steininger
Franz Steininger (ZuchtData) berichtete über optimierte Fütterungsprozesse in der Rinderhaltung.
Lena Lemmens
Lena Lemmens (VetMedUni Wien, Klinik für Wiederkäuer) skizzierte die Verwendung von Sensoren zur Früherkennung von Lahmheiten und Klauenerkrankungen.
Clair Firth
Clair Firth (VetMedUni Wien, Institut für Öffentliches Veterinärwesen) beschrieb in ihren Ausführungen die Förderung von Maßnahmen zur Verringerung der Antibiotikaresistenz. D4Dairy baut auf den Erkenntnissen von ADDA auf.
Marc Drillich
Marc Drillich (VetMedUni Wien, Klinik für Wiederkäuer) erläuterte den Arbeitsfortschritt in der Projektgruppe Wissenstransfer. Ein Fragebogen an LandwirtInnen, TierärztInnen und BeraterInnen ist bereits in Ausarbeitung.
Christa Egger-Danner
Christa Egger-Danner (Konsortialleitung D4Dairy, ZuchtData) dankt für die bisherige ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern und gab einen ersten Überblick zu den insgesamt 100 Pilotbetrieben für die Bereiche Genetik und Genomik, Fütterung, Stallklima, Herdenmanagement und Mykotoxine.
Marlene Suntinger
Marlene Suntinger (ZuchtData) stellte erste Ergebnisse aus den Rückmeldungen des Fragebogens an die Kontrollbetriebe zu den Themen Automatische Melksysteme (AMS), Sensoren sowie automatischer Fütterungssysteme vor.
Birgit Fürst-Waltl
Birgit Fürst-Waltl (BOKU, Institut für Nutztierwissenschaften, Leiterin D4Dairy-Area 2) moderierte die fünf Teilprojekte in Area 2.
Peter Klimek
Peter Klimek (Complexity Science Hub- CSH – MedUni Wien) zeigte auf, welche Auswertungen durch die Nutzung umfassender Daten verschiedenster Quellen möglich ist. Durch Big-Data-Analysen sollen etwaige Krankheiten bei Rindern frühestmöglich erkannt werden.
Andreas Werner
Andreas Werner präsentierte die Arbeit des international renommierten Projektteams zur Verwendung von Milchspektraldaten als Hinweis für mögliche Krankheiten. Hier kann über Milchinfrarotspektren der Gesundheitszustand in der Herde überwacht und mögliche Probleme früher erkannt werden.
Christoph Winkler
Christoph Winkler (BOKU, Institut für Nutztierwissenschaften) stellte die Auswirkungen des Stallklimas auf Tiergesundheit und Tierschutz vor. Mittels zahlreicher Sensoren für das Stallklima und auch die Außentemperatur sollen im Rahmen des Projektes Strategien zur Verbesserung der Produktionseffizienz erarbeitet werden.
Astrid Köck
Astrid Köck (ZuchtData) präsentiert die Nutzung von KETOMIR für die Zucht.
Cameron Strachan
Cameron Strachan(FFoQSI) präsentiert die vom Projektteam rund um Qendrim Zebeli geplanten Nachweise von Mykotoxinen in Futtermitteln und deren Auswirkungen auf Fruchtbarkeit und Tiergesundheit.
Rachateewan Khiosa-Ard
Rachateewan Khiosa-Ard (Veterinärmedizinische Universität Wien, Institut fürTierernährung und funktionelle Pflanzenstoffe) stellt die zur Erforschung der Auswirkungen von Mykotoxinen auf die Leistung von Milchkühen geplante Probennahme auf den Betrieben vor.
Kristina Linke
Kristina Linke (ZuchtData) gab einen Überblick über das Projekt D4Dairy sowie die wichtigsten organisatorischen Belange.
Christian Baumgartner
Christian Baumgartner (Milchprüfring Bayern, wissenschaftlicher Beirat) sieht das Projekt D4Dairy strukturell sehr gut aufgestellt und lobt, dass es die aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen in diesem Bereich behandelt.
Allan Hanbury
Allan Hanbury (Professor für Data Intelligence, TU Wien, wissenschaftlicher Beirat) stellte dem Projekt D4Dairy ein sehr gutes Zeugnis aus und wies darauf hin vor allem auf die Nachhaltigkeit der im Projekt etablierten Systeme zu achten.