MILCH-MIR-SPEKTRALDATEN- QUELLE FÜR NEUE MERKMALE IN ZUCHT UND HERDENMANAGEMENT
von Kristina Linke (Kommentare: 0)
DAS WISSEN UM DIE NUTZBARKEIT DER SPEKTRALDATEN IM ZUSAMMENHANG MIT MASTITIS, KETOSE UND FRUCHTBARKEIT WURDE STARK ERWEITERT.
Das Ziel des D4Dairy-MIR-Projektes war es das Potential von MIR-Daten zur Vorhersage von Gesundheitsproblemen in Milchviehherden, insbesondere Mastitis und Ketose, zu erforschen und vorhandenes Wissen zu erweitern. Die internationale Zusammensetzung der Projektpartner garantierte dabei einerseits den Zugriff auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz aus Vorläuferprojekten wie z.B. OptiMIR und zum anderen die Nutzung von Datenquellen jenseits der österreichischen Milchkontrolle. Bisher bei der Zuchtdata und bei der BOKU fehlende praktische Erfahrung beim wissenschaftlichen Umgang mit MIR-Spektraldaten aus der Milch-Routineuntersuchung und deren Verknüpfung mit Milchleistungs- Reproduktions- und Veterinär-Diagnosen konnte im Rahmen des Projektes aufgebaut werden.
So wurden bei der BOKU statistische MIR-Vorhersagemodelle für Mastitis mit Hilfe von Veterinärdiagnosen und MLP-Spektraldaten des LKV Austria entwickelt und bewertet. Es konnte gezeigt werden, dass MIR-Spektraldaten die Genauigkeit von bisher Zellzahl-basierten Risikomodellen ergänzen und verbessern können. Ein Versuch beim LKV Baden-Württemberg (BW), das dort entwickelte MastiMIR-Modell mit einem gemeinsamen Datenbestand aus BW und Österreich zu erweitern, zeigte, dass hier lokale Modelle genauer sind.
Zur Verbesserung der Genauigkeit der Ketose-Risikoprognose wurde in Fortsetzung des KetoMIR-Modelles beim LKV BW, basierend auf Spektraldaten und Veterinärdiagnosen des LKV BW und LKV Austria, das Modell KetoMIR-2 entwickelt. In einem einjährigen MLP-Feldversuch beim LKV Austria mit zusätzlichen Ketose-Blutschnelltests sowie in einem Feldtest beim LKV BW konnte eine Verbesserung durch KetoMIR-2 zwar nicht nachgewiesen werden, jedoch wurde die Genauigkeit und Nutzbarkeit der etablierten KetoMIR-Schätzwerte bestätigt.
Ein weiteres Arbeitspaket war die Erweiterung der MIR-Modelle für den Gehalt von BHB (Beta-Hydroxy-Butyrat), Aceton und Citrat in der Milch als Indikatoren für negative Energiebilanz und Ketosis. Diese internationalen Konsortium-Modelle wurden im D4Dairy-Projekt beim Forschungsinstitut CRAW in Belgien durch Integration neuer internationaler Referenzdaten, u.a. Fleckvieh- und Braunvieh-MLP-Proben des LKV Austria erweitert und die Robustheit verbessert.
Ein weiteres Forschungsthema war die Erkennung von Trächtigkeit und Fruchtbarkeitsproblemen über MIR-Milch-Spektraldaten. Dazu wurden bei der BOKU, basierend auf Reproduktions- und Milch-MIR-Daten des LKV Austria, MIR-Modelle entwickelt. Der Versuch zeigte, dass Trächtigkeit in der Milch über MIR-Spektren generell erkennbar ist wenn auch die Genauigkeit noch nicht für eine Verwendung im Reproduktionsmanagement ausreicht.
Wirkungen und Effekte
Die Ergebnisse der Arbeiten im MIR-Projekt bestätigen die Verwendbarkeit von existierenden Modellen. Außerdem konnten neue Schätzmodelle und Verwendbarkeitsstudien im Herdenmanagement und in der Zucht erarbeitet werden. Durch die internationale Vernetzung der Projektpartner BOKU, Zuchtdata, CRAW, Universität Liege/Gembloux, LKV Austria, LKV Baden-Württemberg und der europäischen LKV-Dachorganisation European Milk Recording (EMR) konnten Synergieeffekte genutzt werden. Dies betrifft sowohl den Austausch und die Erarbeitung von Fachwissen als auch die gemeinsame Nutzung von Daten und ist eine Voraussetzung für eine kontinuierliche Weiterentwicklung der MIR-Modelle und -digitalen Anwendungen im Herdenmanagement und der Züchtung.
Kontakt: Andreas Werner, Dipl. Agrarbiologe, LKV Baden-Württemberg, awerner@lkvbw.de